von Marco Brandt
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27. Januar 2022
Mir werden immer wieder die gleichen Fragen zum Folieren gestellten. In diesem Kapitel möchte ich komprimiert auf diese Fragen eingehen. Zunächst, ich habe nie das Folieren als Beruf erlernt. Alles was ich heute zu diesem Thema weiß und was ich kann kommt aus meinem früheren Beruf als Grafikdesigner, aus Gesprächen mit befreundeten Fachleuten und aus der Praxis. Alles was ich nicht kann, aber können möchte, probiere ich einfach aus und lerne aus meinen Fehlern. „Learning by doing“ war schon immer mein Motto. Was ich nun im nachfolgenden beschreibe muss also für den professionellen Folierer nicht richtig sein, oder er kennt bessere Wege um ans Ziel zu kommen. Sollte das so sein, würde ich mich über Tipps sehr freuen. Dieses sind derzeit meine Wege. Folie vs. Lack Ich werde immer wieder gefragt, was bei einem Ryker besser sei: Lackieren oder Folieren. So einfach lässt sich das nicht beantworten. Die Oberflächen der Verkleidungen des Rykers sind rau und aus Kunststoff. Beides keine idealen Voraussetzungen für eine Lackierungen. Zunächst müssen für eine Lackierung alle Verkleidungen demontiert werden. Der Lackierer muss die Teile anschließend grundieren und schleifen, damit er eine lackierbare Oberfläche erhält. Bei der Lackierung muss der Farbe ein Weichmacher beigefügt werden, damit sie bei Bewegungen der Kunststoffverkleidungen nicht sofort wieder abplatzt. Kommt jetzt noch ein Airbrush auf das Teil, muss dieses aufgebracht und anschließend mit Klarlack versiegelt werden. Richtig lackieren ist sehr Zeitaufwendig und somit auch nicht ganz billig. Auch eine Folierungen ist nicht unbedingt ein „Schnäppchen“. Zumindest nicht, wenn man den ganzen Ryker mit einem Motiv, wie bei einem Airbrush, gestalten möchte. Sollen es aber nur ein paar farbige Flächen sein, ist es um einiges günstiger und der Aufwand ist garnicht zu vergleichen. Auf dem Markt gibt es ein paar Anbieter, die sogenannte Decals anbieten, die sehr einfach, mit etwas Geschick, selbst aufgebracht werden können. Was ist also besser? Eine Lackierung hält länger. Eigentlich ewig, wenn sie nicht beschädigt wird! Eine Folierung hält ca. 4 Jahre. Danach kann es sein, dass sich die Folie aufgrund von Witterung und der Bewegung der Kunststoffteile an der einen oder anderen Stelle löst. Der Vorteil ist jedoch, dass diese Teile einfach schnell und kostengünstig ausgetauscht werden können. Auch lässt einem eine Folierung die Möglichkeit hin und wieder das Design zu verändern oder bei einem Verkauf des Rykers komplett zu entfernen. Für mich ist eine Folierung die bessere Alternative um einen individuellen Ryker zu gestalten. Art von Folierungen Es gibt zwei Möglichkeiten um seinen Ryker zu Folieren. Die Vollfolierung, bei der die Verkleidungsteile des Rykers komplett eingepackt werden, oder die Teilfolierung, bei der vorgefertigte Decals/Folienstücke auf entsprechende Karosserieteile geklebt werden. Eine Vollfolierung kann ich aufgrund der Oberfläche der Karosserieteile nur bedingt empfehlen. Lediglich die glatten Seitenteile, die die Scheinwerfer abdecken und deren Farbe man beim Kauf des Rykers bestimmen kann, eignen sich hierfür. Wenn diese Teile jedoch voll foliert werden sollen, benötigt man etwas Erfahrung und Geschick, wenn es vernünftig werden soll. Meist wird eine Teilfolierung mit Decals durchgeführt. Man kann es sehr einfach selber machen und vor allem muss der Ryker nicht komplett zerlegt werden. Folien Bei den Folien, die man für die Gestaltung des Rykers verwenden kann, kann man drei Arten unterscheiden: herkömmliche Folien, Rapid-Air Folien und Print Folien. Herkömmliche Folien, wie sie für die Erstellung von Schildern oder Schaufensterbeschriftungen verwendet werden, sind für die Folierung eines Rykers weniger geeignet. Der Klebstoff der Folien hält nicht so gut auf den rauen Oberfläche, sie sind nicht so dehnbar und verfügen nicht über Microkanäle, über die die Luft beim Verkleben entweichen kann. Es können sich somit beim verarbeiten schneller Blasen bilden, die schwieriger zu beseitigen sind. Es sollte immer eine Rapid-Air Folie, egal von welchem Hersteller, verwendet werden. Diese Folien wurden speziell für die Folierung von Fahrzeugen entwickelt und verfügt über sehr kleine Luftkanäle, über die die Luft entweichen kann. Sollten sich beim Verkleben der Folie Luftblasen bilden, können diese sehr einfach herausgedrückt werden. Des Weiteren verfügt die Folie über einen Memory-Effekt. Das bedeutet, dass sie sich, beim Erwärmen von 45 - 55 Grad Celsius, wieder in die Ursprungsform zurückzieht. Wurde sie also beim Verkleben einmal zu sehr gestreckt und muss korrigiert werden, einfach mit dem Heißluftfön erwärmen und die Folie kann erneut verarbeitet werden. Wird sie jedoch auf 95 Grad Celsius erwärmt, ist die Folie neu „programmiert“. Das bedeutet, dass sie als neue Ausgangsform die in diesem Moment vorliegende Form annimmt. Nach dem erneuten Erwärmen wird sie also in diese Form zurückkehren. Man kann diese Eigenschaft sehr gut dafür nutzen, um stark um Formteile gezogene Folien zu entspannen. Einmal nach dem Folieren auf 95 Grad erhitzt, nimmt die Folie die neue Form an, Spannungen, die durch das Ziehen der Folie entstanden sind, gehen raus und die Folie hält länger. Zusätzlich wird der Kleber der Folie aktiviert. Die dritte Art von Folien ist die bedruckte Folie. Dabei handelt es sich um eine spezielle Folie, die mit einer Art Tintenstrahldrucker und einer speziellen Farbe bedruckt, und anschließend mit einer matten, glänzenden oder strukturierten Folie kaschiert wird. Durch die zweite Folie wird das Material natürlich wesentlich dicker, als eine WRAP Folie. Dadurch ist ein Verkleben des Materials in Vertiefungen und das Herumziehen um Kanten nur begrenzt möglich. Auch verfügen diese Folien nicht über einen Memory-Effekt oder Luftkanäle. Das Verkleben dieser Folien sollte also auf Flächen erfolgen, die höchstens über kleine Rundungen und Vertiefungen verfügen. Ausbleichen Hin und wieder kommt die Frage, ob die Folie ausbleicht. Hierzu ein klares: Nein! Das Thema Ausbleichen kennen die Meisten von Plakaten, die im Außenbereich hängen und mit der Zeit immer blasser und bläulich werden. Das Verblassen kommt durch den Aufbau der Farben im herkömmlichen Offsetdruck und der UV-Empfindlichkeit der Farbe Magenta. Was wir als buntes Bild sehen, besteht in der Regel aus nur 4 Farben: Cyan (Blau), Magenta (Pink), Yellow (Gelb) und Kontrast (Schwarz), auch CMYK genannt. Leider sind die Farbpigmente der Farbe Magenta recht anfällig für UV-Einstrahlung. Das Sonnenlicht zersetzt dieses Pigment und die Abbildung verliert diese Farbe. Auch Folien werden mit diesen Farben bedruckt. Allerdings erhalten sie eine Kaschierung mit einer UV-Schutzfolie, die das Ausbleichen verhindert. Erst nach vielen Jahren und intensiver Sonneneinstrahlung kann man bei ihnen eine Farbveränderung wahrnehmen. Bei vollfarbigen Folien ist das anders. Sie sind mit einer Farbe durchgefärbt. Alle Hersteller geben eine mehrjährige Garantie auf die Farbechtheit. Eine Veränderung der Farbe ist so ähnlich wie bei modernen Autolacken. Sie ist wenn dann nur erkennbar, wenn eine „frische“ Folie direkt an die ältere Folie gehalten wird. Man braucht sich also keine Sorgen darum machen, dass sich die Farbe des Rykers gravierend verändert. Haftung von Folien Immer wieder erhalte ich die Aussage: Mein Folierer hat gesagt, die Folie hält nicht auf dem Ryker. Das ist nur teilweise richtig. Ein Folierer muss eine Garantie auf seine Arbeit geben und viele scheuen sich daher, die raue Oberflächen der Rykerverkleidungen zu Folieren. Bei der richtigen Vorbehandlung des Untergrunds und der richtigen Verarbeitung, hält eine hochwertige Folie hervorragend auf dem Ryker. Allerdings natürlich nicht so gut, wie auf dem absolut glatten und lackieren Karosserieblech eines Autos. Kurz gesagt: Die Folie hält auf dem Ryker. Alle meiner Kunden können dieses bestätigen. Werkzeug Um einen Ryker zu folieren, oder Decals aufzubringen ist etwas Werkzeug notwendig, das man ausnahmslos im Baumarkt erhält. Man braucht hierfür: Microfasertuch - zum reinigen der Oberflächen Bremsenreiniger - zum reinigen und entfetten der Oberflächen Der Bremsenreiniger beschädigt nicht die Oberflächen des Rykers. Er besteht aus Alkohol und eignet sich hervorragend zum entfetten. Wer Angst hat, kann den Reiniger auf das Tuch sprühen und dann die Oberfläche damit abwischen. Malerkrepp (Kreppklebeband) - zum Ansetzen und fixieren der Folie Mit dem Klebeband können die Folienteile vor dem Verkleben am Ryker ausgerichtet und fixiert werden. Cuttermesser mit Wechselklingen Ich empfehle eine Klinge mit einem Winkel von 30°. Bei dieser Klinge hat man die beste Sicht auf die Schnittkannte und kann die Schneide besser führen. Bei diesem Werkzeug und bei den Klingen sollte man nicht sparen. Auch sollte man regelmäßig die Klinge abbrechen. Nur eine scharfe Schneide garantiert einen sauberen Schnitt, sie lässt sich einfacher führen und die Folie reißt nicht kaputt. Rakel Mit dem Rakel wird die Folie angedrückt und Falten herausgestrichen. Er sollte nicht zu hart sein. Heißluftfön Eines der wichtigsten, aber auch gefährlichsten Werkzeuge. Wer noch keine Erfahrungen mit dem Folieren hat, sollte auf jeden Fall zunächst mit der Stufe 1, oder einem herkömmlichen Haartrockner beginnen. Wenn man nicht aufpasst, kann die Folie sehr schnell verbrennen. Mit ihm wird die Folie erwärmt und dehnbar gemacht. Auch benötigt man ihn, um die Folie zum Schluss zu entspannen und den Kleber zu aktivieren. Untergrund vorbereiten Damit die Folie auf dem Ryker zuverlässig hält, muss der Untergrund gründlich vorbereitet und von Staub, Dreck und Fett befreit werden. Hierfür empfiehlt es sich den Ryker zunächst gründlich mit Wasser abzuwaschen. Dabei muss auf jegliche Reinigungsmittel verzichtet werden! Sie enthalten Pflegemittel und Seifen, die sich auf der Oberfläche ablegen und das Kleben der Folien beeinträchtigt. Außerdem dürfen die zu beklebenden Flächen mindestens 6 Wochen vor dem Bekleben nicht mit Polituren oder anderen Pflegemitteln behandelt worden sein. Direkt vor dem Bekleben die entsprechende Fläche mit Bremsenreiniger und einem Microfasertuch gründlich reinigen. Nach dem Reinigen die Kunststoffteile mit dem Heißluftfön erwärmen und trocknen. Die Außentemperatur sollte beim Bekleben ca. 18°C oder höher sein. Decals ansetzen Bevor die Decals verklebt werden, sollten sie zunächst angesetzt und ausgerichtet werden. Hierzu das Trägerpapier an der Kontur des Decals abschneiden, auf die vorgesehene Stelle auflegen, ausrichten und an der oberen Kante mit 2-3 Streifen Kreppklebeband fixieren. Anschließend den Decal hochklappen, an der oberen Kannte das Trägerpapier ein Stück lösen und umknicken. Nun den Decal wieder herunterklappen und von oben nach unten Stück für Stück mit dem Rakel und den Fingern die Folie auf den Untergrund andrücken. Dabei das Trägerpapier langsam abziehen. Zum Schluss das Kreppklebeband und falls vorhanden die Schutzfolie abziehen und die Folie noch einmal mit dem Rakel und der Hand fest andrücken. Sollten beim verkleben Knicke oder Blasen entstanden sein, kann die Folie vorsichtig bis zu der entsprechenden Stelle gelöst und neu aufgeklebt werden. Dieses ist auch mehrfach möglich. Soll die Folie um eine Kante herumgezogen werden, die entsprechende Stelle vorsichtig mit dem Heißluftfön erwärmen und die Folie herumziehen. Decals fixieren Die Folien erhalten durch Wärme und nach ca. 2-3 Tagen die volle Klebekraft. Nach dem Aufbringen sollte die Folie deshalb mit dem Heißluftfön flächig erwärmt werden, bis die raue Struktur der Rykerteile erkennbar wird. Anschließend die Fläche noch einmal mit der Hand anreiben. Hierbei empfiehlt es sich, ggf. einen Handschuh zu tragen. Durch das erwärmen wird die Spannung aus der Folie genommen, die Folie legt sich auf die Struktur der Rykerteile und der Kleber wird aktiviert. Reinigung Sämtlich WRAP-Folien können ganz normal gereinigt werden. Allerdings sollte man mit einem Hochdruckreiniger etwas vorsichtiger sein. Ich hoffe, ich konnte euch damit etwas die Furcht vor dem Folieren eures Rykers nehmen, ich wünsche viel Erfolg und bin auf die Ergebnisse gespannt.